Internationaler Hauptpreis für Kunst & Kultur 2012
DI Heide Mühlfellner | Mag. Reiner Kaschl
Heide Mühlfellner, geboren 1947 in Obertrum, studierte Architektur an der TU Wien. Gemeinsam mit KollegInnen beteiligte sie sich erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben, unternahm Studienreisen nach Finnland, Holland und England. Die Arbeit als Assistentin von Pierre Vago an der Sommerakademie und ein Post-Graduate Stipendium an der University of Liverpool führten sie zur Architekturgeschichte. Nach ersten Jahren in der Praxis begegnete sie mit Reiner Kaschl einem gleichgesinnten Kollegen. Reiner Kaschl, Jahrgang 1946, begann sein Architekturstudium 1968 an der TU Graz, wechselte aber ein Jahr später an die Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Dort prägten ihn seine Professoren Johannes Spalt und Fritz Achleitner. Als Lehrbeauftragter und in einem Meisterjahr für industrielles Bauen bei Professor Spalt rundete Reiner Kaschl seine theoretische Phase ab, wurde Mitarbeiter im Architekturbüro Falkner und realisierte erste eigene Projekte. Seit 1980 arbeiten Mühlfellner und Kaschl als Team im gemeinsamen Atelier
Über das Werk
Die Bandbreite im Schaffen der Architekten Heide Mühlfellner und Reiner Kaschl ist groß: Mehr als 50 Einfamilienhäuser in Österreich, der Schweiz und in den USA, kommunale Wohnbauprojekte – zu den ersten zählt Block VIII der Salzburger Forellenwegsiedlung –, Bürohäuser, Industriegebäude, Kunsträume und immer wieder höchst sensible Umbauten und Sanierungen von historischen Bauten in Österreich und anderswo.
Das Residenz-Neugebäude gestalteten Kaschl & Mühlfellner zum preisgekrönten Salzburg Museum um, das Palais Liechtenstein revitalisierten sie als ein Kernstück der Altstadt-Universität in der Kapitelgasse. Für Thaddaeus Ropac planten sie den Umbau einer alten Siebdruckerei zur Pariser Galerie und renovierten die Villa Kast am Mirabellplatz, für Mario Mauroner gestalteten sie die Wiener Galerieräume. Ihr Bau für Hale Elektronik wurde für den Staatspreis nominiert, gefolgt von Aufträgen des Maschinenherstellers Engel für Firmengebäude in Europa und Mexico – dort wurde die luftig-lichte Konstruktion zum „Best Building of the State of Queretaro“ gekürt.
Was aber trotz aller Vielfalt der Aufgaben sämtliche Projekte von Heide Mühlfellner und Reiner Kaschl vereint und auszeichnet, ist die sinnige Perfektion und stringente Funktionalität in jedem Detail, die sich mit ihrem Prinzip der Konstruktion als Maß für das Mögliche verbindet. Für Qualität in der Architektur engagierten sich beide Architekten viele Jahre lang in Gremien wie Altstadtkommission, Gestaltungsbeiräten und Kunst am Bau – und sie fungieren als Jury-Mitglieder in Wettbewerben.
Dr. Roman Höllbacher, künstlerischer Leiter der Initiative Architektur
Roman Höllbacher über Mühlfellner | Kaschl
Heide Mühlfellner und Reiner Kaschl sind keine weltfremden Skeptiker, sondern in ihren Arbeiten pragmatisch dem Hier und Jetzt zugewandt. Die Haltung aber, mit der sie dies tun, ist heute rar geworden: Für sie gilt ein Werk erst dann als Ganzheit, wenn jedes Detail „richtig“ gelöst ist. Worin diese „richtige Lösung“ besteht, ist das Geheimnis ihrer Raumschöpfungen, in denen die Verbindung unterschiedlicher Elemente mit meisterlicher Gelassenheit gelingt. Mit dem Preis des Kulturfonds werden zwei Persönlichkeiten geehrt, denen dieses Land und diese Stadt viel verdanken.