Anerkennungspreis für das Lebenswerk 2014
Dr. Jochen Jung
Jochen Jung, geboren 1942 in Frankfurt am Main, studierte Germanistik und Kunstgeschichte an den Universitäten in München, Tübingen, Zürich und Berlin. 1972 promovierte er an der Universität München. Ab 1975 war er im Salzburger Residenz-Verlag tätig, zunächst als Lektor und von 1983 bis 2000 als Geschäftsführer. Im selben Jahr gründete er seinen eigenen Jung und Jung Verlag. Sprachliche Eigenständigkeit und die intellektuelle Neugier zeichnen die Autoren des Verlages aus, die dafür zahlreiche Preise und Nominierungen erhielten.
Jochen Jung ist neben seiner verlegerischen Tätigkeit Verfasser von erzählerischen Werken und Herausgeber zahlreicher Anthologien. Er schreibt regelmäßig für Tagesund Wochenzeitungen, u.a. für DIE ZEIT, den Berliner Tagesspiegel, die Presse und die Salzburger Nachrichten. Als Mitbegründer und Mitkurator des Literaturfestes Salzburg sorgt er zudem seit sieben Jahren jeden Mai für lebendige, lustvolle und direkte Begegnungen zwischen Autorinnen, Autoren und ihrem Publikum.
Über das Lebenswerk
„Literatur muss man lesen. Kann man hören. Sollte man aber gelegentlich auch sehen und erleben.“ schreibt Jochen Jung im Vorwort zum Literaturfest Salzburg. Beim jährlichen Lesefest, wie auch als Lektor und Verleger, trägt er seit vielen Jahrzehnten maßgeblich zur Auseinandersetzung mit der Sprache bei. Mit seinem Verlagsprogramm widmet sich Jochen Jung in erster Linie der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, mit Schwerpunkt Österreich, publiziert daneben aber auch Übersetzungen aus anderen Sprachen und anderen Zeiten. Kunstbücher und Bücher zum Thema Musik ergänzen das Programm.
Dass er mit knapp 60 Jahren, nach Kündigung als Geschäftsführer durch den Residenz-Verlag wegen des damaligen Eigentümerwechsels, seinen eigenen Verlag gründete, war zur Jahrtausendwende jedenfalls mutig. Und dass er keine leicht konsumier- und vermarktbaren Bestseller veröffentlichen würde, war für alle Kenner klar. Die Gründe dafür, dass der Kleinverlag aus Salzburg heute einen durchaus klangvollen Namen in der Buchbranche hat, liegen unmittelbar in seiner Qualität: Zwei seiner Autorinnen haben mittlerweile den Deutschen Buchpreis bekommen – Melinda Nadj Abonji 2010 für ihren Roman Tauben fliegen auf und zwei Jahre später Ursula Krechel für ihr Landgericht.
Im selben Jahr erschien auch Jochen Jungs eigenes jüngstes Buch Wolkenherz, Eine Geschichte. Natürlich nicht im eigenen Verlag, sondern bei Haymon.
Dr. h.c. Mag. Karl-Markus Gauß, Schriftsteller
Karl-Markus Gauß über Jochen Jung
Wie viele Personen verbergen sich unter dem gemeinsamen Pseudonym Jochen Jung? Mindestens drei, von denen eine jede über die Jahrzehnte Erstaunliches geleistet hat. Da ist der Lektor, der viele Jahre die österreichische Literatur nicht nur begleitet, sondern ihr und ihren Autoren Ansehen verschafft hat. Dann der Verleger, der in einem Alter, in dem andere in Pension gehen, einen eigenen Verlag gegründet und mit ihm Erstaunliches zuwege gebracht hat. Und natürlich der Schriftsteller, der in Feuilletons die Zumutungen und die Glücksmomenten des Alltags bannt und in Romanen und Novellen geradezu charmant und mit leichter Hand von den großen Themen der Menschen erzählt.