Julia Gschnitzer
© Martin Hasenöhrl

Anerkennungspreis für das Lebenswerk 2015

Julia Gschnitzer

Die Kammerschauspielerin Julia Gschnitzer wurde in Innsbruck geboren. Ab 1948 erhielt sie Schauspielunterricht und Gesangsunterricht, 1951 führte sie ihr erstes Engagement ans Tiroler Landestheater. Nach Stationen in der Schweiz ging sie 1960 für die nächsten 30 Jahre ihres Lebens ans Wiener Volkstheater. Von 1990 bis 1995 war sie schließlich am Landestheater Salzburg engagiert. Seither spielt sie freischaffend und „wo immer man mich gebraucht hat!“. Die Zahl ihrer großen Rollen auf der Bühne und im Film ist beeindruckend, spannt den Bogen von den Klassikern der Antike bis zu Uraufführungen, reicht vom Gretchen in Goethes Faust bis zu Jedermanns Mutter in der Neuinszenierung des Festspiel-Jedermanns seit Sommer 2013. Einem breiten Fernsehpublikum wurde Julia Gschnitzer ab 1971 als Franziska Jägerstätter in Axel Cortis Film „Der Fall Jägerstätter“ bekannt. Es folgten zahlreiche weitere Engagements für Film und TV. 2014 spielte sie die demente Mutter im mittlerweile preisgekrönten Film „Perlmutter“ des jungen Salzburger Filmemachers Rupert Höller.

Über das Lebenswerk

Ein Phänomen ist in der Erkenntnistheorie eine mit den Sinnen wahrnehmbare Einheit des Erlebens – im Gegensatz zu dem in Begriffen Gedachten. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden vor allem Ausnahmeerscheinungen als Phänomen bezeichnet. Wenn es Menschen gibt, für die beide Bedeutungsebenen zutreffen, dann gehört Julia Gschnitzer jedenfalls zu dieser raren Spezies.

Dass sie schon als kleines Mädchen zu ihrer Mutter gesagt habe, sie wolle „Spielerin“ sein, erzählte Julia Gschnitzer in einem Interview für Die Presse. Und dass sie schon Schauspielerin werden wollte, als sie noch nie ein Theater von innen gesehen hatte. Diesen Weg ist sie konsequent gegangen.

„Mein Beruf war mir immer das Wichtigste in meinem Leben. Und das gilt auch heute noch; allerdings mit dem Bewusstsein, dass das Abschiednehmen vor der Tür steht.“, sagt Julia Gschnitzer.

Die Dankbarkeit des Publikums ist ihr gewiss.

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© Doris Wild

Siegbert Stronegger über Julia Gschnitzer

Das Alter als zunehmende Begrenztheit der Möglichkeiten? Ach, was! Julia Gschnitzer bringt die Fülle des Lebens auf die Bühne, in ihren Figuren rumoren die Widersprüche und Sehnsüchte unserer Existenz. Die rätselhafte Unerschöpflichkeit ihrer Energie ist unser Glück, das Glück des Publikums. Man hat gar nicht den Wunsch, die Kraft und die Wahrhaftigkeit dieser Grande Dame des Theaters zu ergründen, weil es an der Magie ihrer Darstellungskunst ohnedies nichts herumzudeuteln gibt. Ihr Charisma ist die Gnade des besonderen Ausdrucks. Aus, basta. Das Theater als Lebensnotwendigkeit! Julia Gschnitzer lebt tief und heftig in der Gegenwart, und wenn der Vorhang aufgeht, dann lässt sie ihr Publikum am Zauber des Gelingens ihrer Rollen teilhaben. Nichts kann sich zwischen uns drängen.

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