Salzburgpreis 2018
ohnetitel
Thomas Beck, Dorit Ehlers, Sabine Jenichl und Arthur Zgubic sind das Kernteam von ohnetitel – dem Netzwerk für Theater und Kunstprojekte in Salzburg. Seit 2008 kreieren die vier Kunstschaffenden außergewöhnliche Produktionen, die in ihrer Erscheinungsform die räumlichen Grenzen und formalen Gebundenheiten eines Theaterhauses überschreiten. Die Idee des künstlerischen Netzwerks ist stets zentral; über die Jahre sind enge Partnerschaften mit anderen Kreativen und zahlreiche Kooperationen mit kunstnahen, aber auch kunstfremden Institutionen entstanden. Mit den Reihen „Vorstadt vor Ort“ und „welt.stadt“ hat ohnetitel die Viertel jenseits des Zentrums – Itzling, Schallmoos, Lehen, Maxglan, Nonntal – zum Schauplatz von Aufführungen gemacht. In der Altstadt eröffneten sie in Kooperation mit der Initiative Architektur ein theatrales „Amt für Altstadtbeschwerden“, im Andräviertel gab es den „Tatort: Würstlstand“. Im Rahmen der Sommerszene 2015 bespielte man „Die Loge“ am Bahnhofsplatz und für die Sommerszene 2017 entstand die poetische Performance „Gärten von Gestern“ auf dem Kommunalfriedhof.
Über die „Gärten von Gestern“
Das performative Projekt „Gärten von Gestern“ wurde vom Künstlernetzwerk ohnetitel im Rahmen der Sommerszene 2017 für das Areal des Kommunalfriedhofs entwickelt. Das Projektteam mit Thomas Beck, Dorit Ehlers, Sabine Jenichl und Arthur Zgubic hat in ebenso sensiblen wie sinnhaften Stationen eine szenisch-klangliche Prozession des Erinnerns inszeniert, wobei der Friedhof als Ort der Ruhe und Stille in einen Dialog mit den Künstler*innen und Besuchergruppen getreten ist. Erinnerung wurde spürbar als starkes individuelles und kollektives Gefühl, das aber immer auch vom Vergessen bedroht wird. Mit dem Kunstgriff der Tableaux Vivants schafften es Tänzer*innen, Schauspieler*innen, Musiker*innen und Laien, einen Parcours von magischen Momenten und starken Bildszenen zu gestalten.
In seiner geometrischen Gliederung verblüffend an die Rasterung von Manhattan erinnernd, wurde der Kommunalfriedhof nicht nur als Ort der Nachdenklichkeit, sondern auch als Erholungsgebiet mit einem Leit- und Orientierungssystem erlebbar. Der Künstlergruppe gelang mit dieser Performance einmal mehr die poetische Verwandlung von öffentlichem Raum, durch die Verführung zu einem anderen Blick auf die Realität.
Raus aus Theaterräumen, rein in Lebensräume! Mit diesem Motto begann 2008 die kreative Arbeit von ohnetitel, und diese programmatische Linie zieht sich seitdem durch alle Projekte. Besonders eindringlich gelungen ist dies mit der performativen Intervention „Gärten von Gestern“ auf dem Kommunalfriedhof.